Vor rund zwanzig Jahren erwachte in mir so langsam ein politisches Interesse, das schon damals systemkritisch, das heißt kapitalismuskritisch war. Ich las ein wenig, scheiterte im Ansatz zarte Bande zu einer politischen Aktivität zu knüpfen und widmete mich anderen Dingen. Zehn Jahre später startete ich im Jahr 2011 anlässlich der Finanz- und späteren Eurokrise fast schlagartig mit einem politischen Engagement – erst bei Attac und dann in der Occupy-Bewegung. System- und kapitalismuskritisch war auch dieses Engagement von Beginn an. Diese Phase, die schön und zugleich anstrengend war und in der ich viele sehr liebe und interessante Menschen kennenlernen durfte, dauerte wenige Jahre.
Das Engagement wurde geringer und in den Vordergrund trat für mich die Frage danach wie „die Dinge sind“ oder anders gesagt die Frage danach wie „das System funktioniert“. Den Fragen nach der Funktionsweise von Politik und Ökonomie widmete ich eine längere Zeit. Dass das kapitalistische System nicht so richtig gut ist, kann man schon am ersten Tag erkennen. Wenn man wissen will, wie es genauer ausschaut, dann ist das Ende offen und das Spektrum der Fragestellungen kann beliebig erweitert werden. Mit der – wenn man so will – Systemanalyse beschäftigte ich mich immer wieder nebenbei, langsam, aber stetig, gar nicht wissenschaftlich, sondern laienhaft und „auf eigene Faust“. Ich suchte stets nach einem insgesamt konsistenten Bild.
Wenn man viele kritische und nicht so gute Dinge im System entdeckt, dann wirft das naturgemäß auch die Frage auf, wie es besser gehen könnte – die vielen einzelnen Dinge und vor allem auch das große Ganze. Im Grunde kamen die Antworten auf diese Fragen, wie es also besser gehen könnte, wie von selbst. Es benötigte noch ein wenig Feinschliff und mit sehr viel Spaß bei der Arbeit ist daraus die Skizze einer utopischen Weltgesellschaft geworden.
Wie sich die Welt weiterentwickeln wird, steht in den Sternen. Ob wir in einer dystopischen Welt landen, unseren Weg zu einer Utopie finden oder ob es noch ganz anders wird, wissen wir nicht. Das eine mag wahrscheinlicher sein als das andere. Sicher ist aber, dass es immer Möglichkeiten gibt, denn „Future is unwritten“.
Und sonst so?
Und sonst bewege ich mich gerne, nicht nur geistig, sondern auch körperlich. Am liebsten zu Fuß. Viel zu selten, dafür um so lieber in den Bergen. In jedem Fall aber draußen – das ganze mal mehr, mal weniger schnell.
Außerdem steckt die Mathematik irgendwie in meiner DNA. Zwei Dinge habe ich in den sieben Jahren meines Studiums, in denen ich wenig mehr als Mathematik gemacht habe, vor allen Dingen gelernt und schätzen gelernt: Das Lernen selbst und die Klarheit und Präzison der mathematischen Sprache. Das Letztgenannte habe ich versucht mir auch außerhalb der Mathematik zu eigen zu machen. Ich übe immer noch.
"Everything that man can imagine, he is capable of creating."
Thomas Sankara